Auf den zwei Etagen der Halle 11 konnte man auf ca. 150 Ständen „Modern Postwar Art“ und „Contemporary Art“ besichtigen und erwerben. Interessante Talk-Runden ergänzten das attraktive Programm.
Palindrome sind Buchstabenreihen, die vorwärts und rückwärts gelesen den gleichen Sinn ergeben. Im Kunstverein Familie Montez unter der Honsellbrücke findet unter diesem Namen, parallel zur Frankfurter Fashion Week, eine Ausstellung der Geschwister Nina Hollein und Philipp Schweiger statt.
Die Modedesignerin Nina Hollein präsentiert Haute Couture als Upcycling: Aus Reststoffen und Verschnitten entwirft sie skulpturale Unikate. Die Gemälde des Malers Philipp Schweiger zeigen innere Landschaften oder, wie es der Künstler selbst formuliert, eine auf Erinnerung basierende Version idealer Natur.
So unterschiedlich die künstlerische Ausdrucksform, so sehr wird – wie in Palindromen – ein gleicher Sinn sichtbar: Nachhaltigkeit.
Mirek Macke, Chef des Kunstvereins Familie Montez, spricht gern von Berührungspunkten zwischen der Kunst und deren Rezipienten. Der eine mag mehr von der Mode, der andere mehr von der Malerei berührt werden, der Zugang jedenfalls wird hier verdoppelt, nein sogar verdreifacht, weil die Relevanz der Ausstellung angesichts der gerade wieder in ihrer Dramatik sichtbar werdenden Klimakrise so hoch ist.
Für mich ist die Palindrome-Ausstellung ein herausragendes Beispiel zeitgemäßer Kunstvermittlung, das man sich nicht entgehen lassen sollte – sie läuft noch eine Woche bis zum 1. August.
Does anyone know a market where 3 countries account for 95% of global sales? 50% on average in all industries, up to 65% in premium categories, these are the expected shares of the „big 3“ in the world markets, but 95%?
Indeed, in the art market, USA (42%), China (21%) and Western Europe (32%, UK alone 20%) represent 95% of total.
How can this be explained?
It has certainly developed to some extent historically, if you think of the big auction houses in England. But it also has to do with the total commercialization of art - art as an investment: the centers of the capital market are New York, Shanghai and London.
Is there any argument in favor of fewer artists, or worse art in the rest of the world, the 5% of the market? I do not think so! I could even imagine the opposite: the less an artist copies successful competitors in the market, the more authentic his art.
There is obviously a lot to discover in Africa, Asia, Eastern Europe, South America and Oceania! Wouldn’t it be interesting to bring together talented artists from the "5% world" with the market players of the "95% world" (galleries, collectors, etc.)?
Schaut man sich Statistiken zur bildenden Kunst an, so fällt eine Zahl auf, die man wohl so nicht erwartet hätte: ein Schweizer gibt 7,5 mal mehr für Kunst aus als ein Deutscher!
Es gibt dafür eine Reihe von Gründen, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen, etwa den historischen Bruch mit der zeitgenössischen Kunst 1933-45 oder die hohe Abgabenbelastung (MwSt., KSK etc.) in Deutschland.
Es geht uns um die Gegenwärtigkeit der Kunst: man kann schlecht Interesse an Kunst entwickeln, wenn man ihr nicht regelmäßig begegnet.
Natürlich haben wir großartige Museen und sind, nebenbei gesagt, auch das Land, das weltweit am meisten staatliches Geld für Kultur ausgibt. Allerdings kann man in Museen nur etablierte, nicht die neueste, aktuellste Kunst erleben. Und kaufen kann man sie dort natürlich auch nicht.
Rechnet man die Schätzungen zu Galeriebesuchern um, ergibt sich eine weitere überraschende Zahl: die rund 800 deutschen Kunstgalerien erreichen weniger als 3% der Bevölkerung! Wie soll da Begehrlichkeit entstehen?
Zum Vergleich: ein Luxusprodukt wie Porsche erreicht nur 0,8% Marktanteil in Deutschland, aber 90% kennen und 75% mögen die Marke. Ohne eine ausreichende kommunikative Basis können auch elitäre Produkte nicht existieren.
In der Schweiz werden regionale Künstler massiv mit öffentlichen Ausstellungen unterstützt, was sie dann auch für Galeristen interessant werden lässt.
Und es gibt eine aktive Kunstszene, die den Aufbau von Markenidentität für Galeristen attraktiv macht.
Die Weltmarktführer unter den Galerien sind Marken mit klarer Identität. Von den Top 3-Galerien weltweit sind 2 in der Schweiz vertreten. Und Sie ahnen es: keiner von ihnen betreibt eine Niederlassung in Deutschland!
Die größte Volkswirtschaft Europas erweist sich im internationalen Kunstmarkt als Zwerg!
Erfolgsfaktoren im modernen Kunstmarkt
Ich möchte mal beispielhaft den Fall des teuersten lebenden Künstlers Jeff Koons aufgreifen, um einige Erfolgsfaktoren des Kunstmarktes (neben den klassischen Themen wie Knappheit etc.) zu verdeutlichen.
Bei Wikipedia heißt es „Koons verwendet Zeugnisse der Konsumkultur als Ausgangspunkte und verfremdet oder imitiert sie. Seine Kunstwerke wandeln aufgrund ihrer ironisierenden Wirkung zwischen Kitsch und Kunst.“
Koons Arbeiten sind auf jeden Fall gesellschaftlich relevant, ein Abbild unserer Zeit (Motive aus der Werbung etc.).
Und sie passen perfekt zur Ästhetik von heute. Der Philosoph Byung-Chul Han formuliert das so: „Das Glatte ist die Signatur der Gegenwart. Jeff Koons‘ Kunst betreibt eine Sakralisierung des Glatten. Er inszeniert eine Religion des Konsums.“
Fest steht schließlich, dass Koons ein Meister der Selbstvermarktung ist: er hat in einem Film mitgespielt, hat ein Auto entworfen, das Cover eines Lady Gaga-Albums gestaltet etc. Zur Zeit kooperiert er mit Louis Vuitton: Produktentwicklung und Schaufenstergestaltung.
Zeitgenössische Kunst findet nicht mehr auf der Leinwand oder im Objekt statt, sondern im Umfeld des Künstlers und seiner Beziehung zur Welt, seiner Kommunikation mit dem Publikum.
Es gibt viele talentierte Künstler mit beeindruckenden Werken. Ohne die Erfolgsfaktoren der gesellschaftlichen Relevanz, der modernen Ästhetik und eines professionellen Marketings werden wir aber wohl leider nie von ihnen erfahren.